Erfahrungsbericht WUD4Kids am Nationalen Zukunftstag am 11. November 2021
Das war der erste World Usability Day für Kids
Aus diesen Gründen hat sich UX Schweiz ab diesem Jahr zum Ziel gesetzt, am World Usability Day die menschenzentrierte Denkweise unserem Nachwuchs näherzubringen. Zudem sollen spannende Einblicke in ausgewählte Berufsfelder aus dem Bereich der User Experience und Usability gegeben werden.
Der erste Versuch mit insgesamt 21 Mädchen und Jungen der 5.-7. Klassen war dieses Jahr ein voller Erfolg. Hier zeigen wir kurz, was die angehenden UX-Spezialistinnen und UX-Spezialisten an dem Tag erlebt und geschaffen haben.
Die Kinder waren sehr engagiert und interessiert am Thema UX. Für die nächsten Jahre planen wir deshalb das Jugendprogramm weiter auszubauen.
Gerne teilen wir hier unsere Erfahrungen vom WUD4Kids 2021 mit euch.
UX? Usability? Was sind das für komische Worte?
Zu Beginn erklärte Alwin Seiverth den Kindern die Begriffe User Experience und Usability und wie sich diese auf unser Leben auswirken. Wir entdeckten zusammen, wie sich die Hilfsmittel des Menschen vom Steinkeil bis zum neuesten Smartphone weiterentwickelten. Welche Dinge nützlich sind und welche nicht – Spoiler: Laserpointer sind es nicht. Besonderen Fokus legten wir darauf, dass der Mensch immer im Zentrum der Entwicklung stehen sollte und wie man dafür vorgehen muss. So lernten sie die wichtigsten Grundbausteine des menschenzentrierten Entwicklungsprozesses kennen: VERSTEHEN, AUSPROBIEREN, LERNEN.
Auch konnten wir zeigen, welche Berufsbilder an UX-Prozessen beteiligt sind. Das war eine ordentliche Ladung Wissen zum Frühstück, jedoch notwendig, damit die Kids im weiteren Tagesverlauf tiefer in das Thema UX und das Workshop-Programm eintauchen konnten.
Mit Future Design die Zukunft gestalten
Der erste Workshop am Vormittag unter Anleitung von Ina Hedwiger, Annina Brügger, Sibylle Loetscher und Ricarda Reutimann der Firma Zeix beschäftigte sich mit Future Design. Future Design ist eine Kreativmethode zum Vorausdenken und Spielen mit Möglichkeiten. Die Kinder gestalten dabei frei und unbeeinflusst ihre Vorstellung von der Zukunft. Future Design hilft, Zukunftsszenarien fassbar zu machen, Ängste vor Veränderungen zu adressieren und ihnen positive und kreative Impulse entgegenzusetzen.
Zu Beginn lernten die Kinder die Methode kennen, tauschten sich über ihre Wünsche und Vorstellungen zur Zukunft aus und entwickelten erste Ideen. Schritt für Schritt tauchten die Kinder tiefer in ihre Szenarien ein. Auf grossen Schautafeln entstanden so spannende Bilder einer gemeinsamen Zukunft. Dabei legten wir das Augenmerk auch auf die schwierige Themen Inklusion und Integrität, indem sich die Kids bspw. überlegen sollten, wie diese neue Zukunft für Arme, Blinde oder Tiere aussehen wird.
Es war wirklich faszinierend zu sehen, wie tiefgründig und weitsichtig die Kinder das Thema Zukunftsgestaltung behandelt haben. Dabei sind sehr kreative Ideen entstanden: von fliegenden Städten über Schadstoffstaubsauger bis hin zu ganz neuen Sportarten, um nur einige zu nennen. Fast selbstverständlich spielten auch Technik und Roboter als Helfer eine grosse Rolle: entweder um das Essen zu servieren oder die lästigen Hausaufgaben zu erledigen.
Visualisieren und Brainstorming
Spannenderweise arbeiteten die Kids bereits sehr visuell – und müssen das vor allem auch nicht mehr wie die meisten Erwachsenen wieder mühsam neu lernen. Der nächste Workshop beschäftigte sich eben damit, wie Ideen sichtbar werden? Gemeinsam mit den jungen Künstlerinnen und Künstler gingen Eva Braunecker und Alwin Seiverth auf eine kreative Reise, um einige der Zukunftsideen und Gedanken verständlich zu visualisieren und weiterzuentwickeln.
Mit einfachen Übungen lernten die Kids, dass es wichtig ist eigene Ideen und Gedanken zu skizzieren, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Die Köpfe rauchten gleich zu Beginn, als die Kids ihre eigenen Namen als Bild darstellen sollten – mit äussertst überraschenden Ergebnissen. Die Dritten werden die Ersten sein ;-)
Danach begannen mit dem Eintauchen in geometrischen Formen und trainierten unser Auge auf das einfache Erfassen dieser Formen beim Sehen. Ein süsses Häschen wurde dabei gleich in Rechtecke, Dreiecke und Ovale zerlegt.
Zum Abschluss konnten die Kinder ihrer Vorstellungskraft freien Lauf lassen und ihre Ideen zu den Zukunftsszenarien weiter ausarbeiten. Sie sammelten Begriffe und Symbole in einem Brainstorming und gruppierten diese als Teamaufgabe in Kategorien Durch den gemeinsamen Austausch erlebten die Kids, wie sie viele Ideen sammeln und kollaborativ strukturieren können.
Zum Abschluss klärten wir noch die Fragen der Kids, was ein Designer oder eine Designerin genau macht und welche Tools eingesetzt werden – und auch die Frage, warum ein UX-Designer nicht unbedingt schön zeichnen können muss.
UX für Superhelden und Superheldinnen
Am Nachmittag konnten die Kids nochmal ein Workshop-Thema wählen: zum Beispiel einmal im Leben ein Superheld oder eine Superheldin sein – Wer hat davon nicht schon mal geträumt? Doch wofür kann man diese Superkräfte sinnvoll im Alltag einsetzen? Oder sogar um die ganze Welt zu retten?
Die Kids durften dann auch gleich zusammen mit Susanne Schmidt-Rauch von evux und Seiverth Alwin von Finnova ausprobieren, wie sie als Superheld aussehen würden: Wo sie wohnen und welche Hilfsmittel sie benötigen, aber auch mit wem und gegen wen sie kämpfen müssen. Das alles wurde mit leicht verständlichen, altersgerechten Vorlagen zusammen erarbeitet, um die Denkweise und Vorgehen der nutzerzentrierten Gestaltung spielerisch kennenzulernen.
Richtig kreativ und konstruktiv wurde es im zweiten Teil. Denn die Superhelden der Kids sollten mit Hilfe der LEGO® SERIOUS PLAY® die Probleme der Zukunft lösen – im Speziellen Fall ging es darum, die globale Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Die Hauptquartiere wurde daher praktischerweise gleich schwimmend auf dem Wasser oder tief unten am Meeresgrund platziert, um die Meere von Schmutz und Abfällen zu säubern. Aber auch an Land entstanden Sammelstellen für Müll. Mit und ohne Hilfsmittel schwärmten unsere Superhelden und Superheldinnen von dort aus zur Rettung der Erde aus. Nicht ganz alleine zum Glück: Sie wurden tatkräftig von freundlichen Biebern oder sprechende Haien unterstützt.
Zwischendurch zeigten wir immer wieder auf, warum gewissen analytische Schritte beim nutzerzentrierten Entwicklungsprozess so wichtig sind sowie welche Rollen und Future Skills es dafür braucht. Am Ende sind alle zu einer Team der aussergewöhnlichen Superheldinnen und Superhelden zusammengewachsen. Alle mit ihren eigenen Stärken und Schwächen, aber jederzeit bereit, die Zukunft besser zu machen.
Künstliche Intelligenz für Kids
Das andere Workshop-Thema Künstliche Intelligenz für Kids befasste sich mit den Fragen, wie funktioniert Künstliche Intelligenz (KI), wo begegnen wir KI bereits im Alltag begegnen und woran denken wir beim Wort «Künstliche Intelligenz» sonst noch? Selbstfahrende Autos? Roboter, die beim Aufräumen und Servieren helfen?
Praxisnah zeigten Eugen Rodel und Eva Braunecker den Kids, wie eine KI funktioniert. Sie lernten dabei die drei Teile einer KI kennen: d.h. Datensatz, Lernalgorithmus und Vorhersage. Spannend war es zu sehen, wie eine KI lernt und dass eine KI manchmal gar nicht so intelligent ist. So wurde ihnen auch vermittelt, welche Fähigkeiten es in Zukunft für KI benötigt.
Im zweiten Teil ging es dann ans Eingemachte: Wie kann ich mit Blick in die Zukunft selbst eine KI trainieren & testen? Mit einer Teachable Machine (einem webbasierte KI-Tool) konnten die Kids nun ihr eigenes “KI-Ding” entwerfen und selbst trainieren. Die Augen wurden gross, als die Jungs und Mädchen in kürzester Zeit selbst eine Applikation erschaffen haben, die auf ihre Gesten vor der Webcam reagiert und sich auf bestimmte Bewegungen trainieren liess.
Die Kinder waren davon mehr als begeistert und wollten gerne noch weiterentwickeln – das Thema KI für Kids wird daher auch in Zukunft bestimmt seinen Platz im WUD4Kids-Programm finden.
Die Kids auf der grossen Showbühne – zu Recht!
Auch der spannendste Tag geht einmal zu Ende. Aber wir wollten die Kinder nicht heimlich und leise verabschieden, sondern ihnen zum Abschluss die Bühne bieten, die sie verdient haben. Das Highlight für die WUD4Kids-Veranstaltung und für die Kids selbst war somit die Abschlusspräsentation. Sie konnten alles, was sie den Tag über erstellt haben ihren Eltern und den anderen Eventteilnehmern zeigen. Mutig und wortgewandt standen sie sogar auf der Bühne und berichteten von ihrem Tag. Schilderten, was sie erlebt und gelernt hatten – souverän ohne Skript und Briefing. Die nächste UX-Generation ist also bereit für die Zukunft. Wir freuen uns darauf!
Nächstes Jahr ist wieder ein WUD4Kids mit neuem, erweitertem Programm geplant – Lasst euch überraschen. Wer über WUD4Kids und den World Usability Day informiert werden möchte, kann sich hier für den WUD Newsletter anmelden.
Bei Fragen und Anregungen zum WUD4Kids könnt ihr euch gerne an Alwin Seiverth alwin.seiverth@uxschweiz.ch wenden.