World Usability Day 2020, 14. November 2020

User Experience für Kids

Über die letzten Jahrzehnte hat Technik unser Leben stark verändert – sei es in der Schule, Freizeit oder später im Beruf. Technik erweitert unsere Möglichkeiten, sorgt für unsere Sicherheit, kontrolliert bereits einen Grossteil unseres Alltags und nimmt uns dabei scheinbar Arbeit ab. Zugleich wachsen aber auch die Befürchtungen, die Kontrolle über die geschaffenen Technologien zu verlieren und die Technik an den Bedürfnissen der Menschen vorbei zu entwickeln.Welche Möglichkeiten bieten sich, die Menschen in der Gestaltung und Entwicklung von technischen Lösungen einzubeziehen und so ein positives Nutzungserlebnis zu schaffen? Um solche Fragestellungen geht es bei der User Experience (UX).

Damit Alltagsgegenstände und technische Geräte einfach zu benutzen sind und am Ende sogar auch noch Spass machen, müssen viele Berufsdisziplinen zusammenarbeiten: Psychologie, Design, Software- und Produktentwicklung, Nutzerforschung, Prozessgestaltung, Service-Design und nicht zuletzt auch die strategische Unternehmensführung. Was sie alle gemeinsam haben sollten, ist die Grundüberzeugung, Produkte und Technologien für den Menschen zu gestalten.

Unser gemeinsames Ziel am World Usability Day 2020 war es daher, den Jugendlichen eine Denkweise näher zu bringen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Zudem konnten wir einen Einblick in ausgewählte Berufsfelder geben, die in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen.

Aufgrund der Sicherheitsmassnahmen haben wir das UX für Kids Programm komplett online durchgeführt – wenn auch in einer reduzierten Form.

Für die nächsten Jahre planen wir aber das Jugendprogramm weiter auszubauen.

Gern teilen wir hier unsere Erfahrungen aus drei Workshops mit den insgesamt 25 Kids.

17:00 – 18:30 Uhr, Alwin Seiverth, Susanne Schmidt-Rauch, Nico Dreher

Wie erschaffe ich einen Superhelden?

Lernziel

Denkweise und Vorgehen der nutzerzentrierten Gestaltung von Produkten kennenlernen 

Agenda

  • Gute, schlechte, aber auch lustige Beispiele für die Benutzbarkeit von Dingen aus unserem täglichen Leben
  • Einfache Lösungen für und mit den Benutzern gestalten
  • Praxisübung: Entwerfen eines nicht alltäglichen Superhelden für den Alltag

Erfahrungsbericht

Einmal im Leben ein Superheld oder eine Superheldin sein – Wer hat davon nicht schon mal geträumt? In 90 Minuten konnten wir acht interessierten und sehr engagierten Kids von 9-12 Jahren diesen Traum erfüllen – und ihnen zeigen, dass in jedem Superkräfte stecken.

Doch wofür kann man diese Superkräfte einsetzen im Alltag? Im ersten Teil des Workshops haben wir zusammen entdeckt, wie sich das Thema Benutzbarkeit im Laufe der Zeit entwickelt hat – vom scharfkantigen Stein bis hin zum spezialisierten Sackmesser. Die Kids reflektierten, welche Dinge ihnen das Leben erleichtern oder erschweren – und welche Dinge gänzlich unnütz sind. Sorry lieber Glibber-Spielzeugschleim…

Wie finde ich nun heraus, welcher Superheld oder welche Superheldin ich bin? Was und meine Stärken, was meine Schwächen? Wofür kämpfe ich überhaupt? Mit wem oder gegen wen?

Das wollten wir verstehen und mit den Kids zusammen erarbeiten. Denn echte Superhelden und Superheldinnen kennen die Antworten auf diese Fragen. Die Kids durften dann auch gleich auch ausprobieren, wie sie als Superheld aussehen würden: Wo sie wohnen, welche Hilfsmittel sie benötigen und wie sie sich fortbewegen. Das alles wurde mit leicht verständlichen, altersgerechten Vorlagen auf einem Online-Whiteboard festgehalten. Grosses Kompliment übrigens an die Kids, welche sich sehr schnell mit der neuen Anwendung vertraut gemacht und selbstständig die Aufgaben erledigt haben.


Zum Abschluss haben wir noch kompakt aufgezeigt, dass die Kids die wichtigsten Stufen des menschenzentrierten Entwicklungsprozesses VERSTEHEN, AUSPROBIEREN, LERNEN ja bereits jetzt schon kennengelernt haben.

Unsere angehenden Superhelden und Superheldinnen sind somit bereit, um sich für eine benutzerfreundlichere Zukunft stark zu machen. Also haltet gut Ausschau nach ihnen…

17:00 – 18:30 Uhr, Eva Braunecker

Design: Brainstorming und Visualisierung

Lernziel

Ideen und Gedanken verständlich visualisieren und gemeinsam weiterentwickeln

Agenda

  • Ideen für Visualisierungen entwickeln mit verschiedene Kreativmethoden
  • Grundelemente der Visualisierung kennenlernen
  • Praxisübung: Probleme der Zukunft durch visuelles Denken lösen

Erfahrungsbericht

Wie werden Ideen sichtbar? Eva und 7 junge Künstlerinnen und Künstler gingen gemeinsam auf eine kreative Reise, um Ideen und Gedanken verständlich zu visualisieren und sie weiterzuentwickeln. Nicht jeder hat das gleiche Bild im Kopf wenn etwas gesagt wird. Wir sind kreativ in unseren Vorstellungen und das ist auch sehr gut so. Doch wenn wir mit anderen Zusammenarbeiten kann das zu Missverständnissen führen.

Mit einfachen Übungen erfuhren die Kids daher, dass es wichtig ist eigene Ideen und Gedanken zu skizzieren, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Wie sollten Skizzen sein? Wie fängt man an? Wie detailliert muss es sein? Ein Teil der Reise war das Eintauchen in geometrischen Formen. Wir trainierten unser Auge auf das einfache Erfasssen von dem was wir sehen.

Auch unsere innere Vorstellungen und Wünsche brachten wir in einem Brainstorming zur Sprache. Die Kinder konnten ihrer Vorstellungskraft freien Lauf lassen und ihre Ideen zum Thema „Vergnügungspark der Zukunft“ sammeln. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass es im Vergnügungspark Besucher mit Einschränkungen gibt. Zum Beispiel ein Freund, der einen Gips tragen muss und deswegen im Rohlstuhl sitzt – auch dieser möchte natürlich Spass haben. So stärkten wir spielerisch das Bewusstsein, alle Nutzer im Zentrum zu setzen – und niemanden auszuschliessen. Durch den gemeinsamen Austausch erlebten die Kids, wie sie viele Ideen sammeln und kollaborativ strukturieren können.

In der offenen Fragerunde zum Abschluss waren für die Kids die Fragen, was ein Designer oder eine Designerin genau macht und welche Tools eingesetzt werden, besonders interessant. Vielleicht blicken unsere jungen Künstlerinnen und Künstler irgendwann mal sogar auf diesen Abend als Startschuss für ihre Design-Karriere zurück.

17:00 – 18:30 Uhr, Eugen Rodel

Künstliche Intelligenz für Kids

Lernziel

Bewusstsein entwickeln, wie und wo Künstliche Intelligenz (KI) zum Wohle des Menschen eingesetzt werden kann

Agenda

  • Kennenlernen von KI-Beispielen im Alltag
  • Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen
  • Praxisübung: Trainieren eines Computers, der eigenen Bilder, Töne oder Bewegungen erkennen kann

Erfahrungsbericht

Cozmo, ein kleiner, schlauer Roboter, begleitete die Kids bei der Reise zu drei Schwerpunkten der «Künstliche Intelligenz». Schon bald war klar, dass wir statt dem langen «Künstliche Intelligenz» einfach die Abkürzung «KI» verwenden und dass Begriffe wie «Maschinelles Lernen», «Neuronale Netze» und «Deep Learning» Unterthemen von KI sind.

Der erste Schwerpunkt befasste sich mit der Frage, wo wir KI im Alltag begegnen. Die Kids zeichneten, ganz analog mit Stift und Papier, an was sie beim Wort «Künstliche Intelligenz» denken. Die gezeichneten Dinge, wie ein «selbstfahrendes Auto», «Roboter der beim Servieren hilft» oder «Computerspiel das KI verwendet», wurden anschliessend via Videokonferenz aneinander vorgeführt.

Wie funktioniert eine «Künstliche Intelligenz»? Mit dieser Frage beschäftigten wir uns im zweiten, eher theoretischen Schwerpunkt. Die Kids lernten die drei Teile einer KI, d.h. Datensatz, Lernalgorithmus und Vorhersage, kennen. Ebenso, wie eine KI lernt und dass eine KI manchmal gar nicht so intelligent ist. Mit der Teachable Machine (einem webbasierte KI Tool) konnten die Kids anschliessend selbst eine KI trainieren.

Beim letzten Schwerpunkt schauten die Kids in die Zukunft. Das Projekt «AlterEgo», ein tragbares Headset, das «gedachte Worte» in Sprache oder Befehle umwandelt, wurde ihnen vorgestellt. Anschliessend entwarfen sie ihr eigenes «KI-Ding». Es resultieren eine «intelligente Brillen», eine «abfallsortierende Roboter», ein «KI unterstütztes Hirn» und andere innovative Sachen.

Die Zeit verging wie im Fluge – und alle hatten einen riesigen Spass. Ein grosses Merci an die Kids für ihre aktive Teilnahme und die interessanten Fragen.